Transkranielle Pulsstimulation auch bei Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (ADHS) wirksam

Neue Doppelblind-Studie belegt, dass TPS signifikante Therapie-Effekte bei ADHS aufweist.

Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (kurz ADHS) ist ein weiteres Feld der klinischen Forschung im Kontext der Anwendung der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS).

Eine kürzlich auf dem „International PAIRS Congress“, 08.-12 Mai in Hongkong vorgestellte doppelblinde, randomisierte, scheinkontrollierte Studie, durchgeführt vom Forschungszentrum für mentale Gesundheit an der Polytechnischen Universität Hongkong, belegt nun, dass das Neurostimulationsverfahren TPS auch wirksam und sicher als Therapieoption für Patient:innen mit ADHS angewendet werden kann.

ADHS: Ursache noch unbekannt, Prävalenzzahlen steigen weltweit an.

Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, kurz als ADHS bezeichnet, ist eine neurologische Erkrankung, die hauptsächlich durch drei Symptomgruppen charakterisiert ist: Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Die genaue Ursache von ADHS ist unbekannt, es gibt jedoch Hinweise darauf, dass sowohl genetische als auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Heilbar ist die Erkrankung bisher nicht.

ADHS-Symptome beginnen typischerweise in der Kindheit und können sich bis ins Erwachsenenalter fortsetzen. Kinder mit ADHS haben oft Schwierigkeiten in der Schule und in sozialen Situationen, und Erwachsene können Schwierigkeiten bei der Arbeit und in Beziehungen haben.

Die Prävalenz von ADHS variiert je nach Land und den angewendeten diagnostischen Kriterien, aber Schätzungen deuten darauf hin, dass etwa 5-7% der Kinder und 2-5% der Erwachsenen weltweit von ADHS betroffen sind.

Bisher gibt es verschiedene Therapieansätze zur Behandlung von ADHS. Eine häufig angewandte Methode ist die Verhaltenstherapie, die darauf abzielt, bestimmte Verhaltensweisen zu verändern und Fähigkeiten zur Bewältigung von Symptomen zu entwickeln. Medikamentöse Therapie mit Stimulanzien wie Methylphenidat (Ritalin) oder Amphetaminen ist eine weitere verbreitete Methode. Diese Medikamente sollen helfen, die Symptome von ADHS zu reduzieren, haben aber auch zahlreiche potenzielle Nebenwirkungen.

Neue Wege in der ADHS-Therapie: Der Einsatz des Neurostimulationsverfahrens TPS bei Jugendlichen

Die Doppelblind-Studie der Polytechnischen Universität Hongkong unter der Leitung von Dr. Teris Cheung untersuchte und bewertete die Wirksamkeit und Sicherheit der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) bei jungen Proband:innen im Alter von 13 bis 17 Jahren, die an ADHS leiden. Die strengen Einschlusskriterien für die Studie umfassten eine bestätigte ADHS-Diagnose ohne Komorbidität anderer psychischer Störungen oder organischer Hirnerkrankungen. Alle Studienteilnehmer:innen wurden vor Beginn der Studie umfassend untersucht, unter anderem mittels funktionellem MRT.

Die Jugendlichen wurden per Computer randomisiert in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine Hälfte wurde mit der transkraniellen Pulsstimulation behandelt, während die andere Hälfte Scheinbehandlungen erhielt. Beide Gruppen nahmen an sechs 30-minütigen TPS-Sitzungen über einen Zeitraum von zwei Wochen teil. Bei der Scheinbehandlungsgruppe wurden modifizierte Parameter verwendet und das Applikations-Handstück so verändert, dass keine TPS-Stoßwellen abgegeben wurden. Die typischen Geräusche und Reize waren jedoch weiterhin vorhanden. Bei allen Proband:innen wurden die TPS-Stoßwellen am linken dorsalen lateralen präfrontalen Kortex (DLPFC) appliziert.

Nach zweiwöchiger TPS-Behandlung wurden die Teilnehmer:innen der Verum-Gruppe im Vergleich zur Schein-TPS-Gruppe mit der Swanson-, Nolan- und Pelham-Bewertungsskala (SNAP-IV) hinsichtlich Aufmerksamkeitsdefiziten, Hyperaktivität, Impulsivität und oppositionellem Trotzverhalten untersucht. Zudem wurden erneut MRT-Scans durchgeführt. Diese Nachuntersuchungen wurden jeweils nach einem und nach drei Monaten wiederholt.

Signifikante Ergebnisse: TPS könnte probate additive ADHS-Therapie werden

Die Autor:innen um Dr. Teris Cheung stellten signifikante Interventionseffekte bei allen ADHS-Symptomen (SNAP-IV und ADHD RS-IV), in den Exekutivfunktionen (Reaktionszeit im Stroop-Test, Digit-Span (OS) – vorwärts) sowie im klinischen Gesamteindruck (CGI) in Bezug auf den Schweregrad der Erkrankung, die Verbesserung der Symptomatiken und im Gesamtscore fest. Auch die Eltern der Jugendlichen berichteten über signifikante Veränderungen und ein verbessertes kognitives Verhalten. In der Schein-Gruppe waren Placebo-Effekte zu beobachten.

Die Wissenschaftler:innen attestieren der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) ein großes Potential zur additiven Behandlung der ADHS. Die Autor:innen resümieren, dass ihre gewonnenen Erkenntnisse einen bedeutenden Einfluss auf die künftige Behandlung der ADHS und somit auf die Gesellschaft insgesamt haben können – dies auch im Hinblick darauf, dass medikamentöse Therapien und psychotherapeutische Maßnahmen einen langfristigen Einsatz erfordern und mit hohen Kosten verbunden sind. Sie hoffen, dass der künftige Einsatz der TPS dazu beitragen kann, auch die psychischen Belastungen der betroffenen Familien in Zukunft zu verringern.

Weitere randomisierte, kontrollierte Studien mit einer größeren Proband:innen-Zahl und längerer Nachbeobachtungszeit sollen die Ergebnisse aus Hongkong bestätigen.

Die Studie, die in „Frontiers of Neurology“ publiziert wurde, ist hier nachlesbar:
https://alzheimer-science.com/wp-content/uploads/2023/06/Efficacy-and-safety-of-TPS-ADHD.pdf

Das Poster ist hier zu sehen:
https://alzheimer-science.com/wp-content/uploads/2023/06/Efficacy-and-safety-of-TPS-on-ADHD-Poster.pdf

Die Wirksamkeit der Behandlung mit der Stoßwellen-Therapie Transkranielle Pulsstimulation (TPS) konnte bereits durch zahlreiche Studien belegt werden:

Transkranielle Pulsstimulation (TPS) – Studien