In den letzten Jahren hat die Forschung weitere evidenzbasierte Risikofaktoren für Demenzerkrankungen identifiziert, die zusätzlich zu den bereits bekannten Faktoren berücksichtigt werden sollten. Diese drei zusätzlichen Faktoren sind:
Risiko-Faktor 10 – Alkoholkonsum
Übermäßiger Alkoholkonsum kann das Risiko für Demenz erhöhen, indem es die Gehirnfunktion beeinträchtigt, den Abbau von Gehirnzellen beschleunigt und Entzündungen fördert. Alkoholabhängigkeit und regelmäßiger starker Alkoholkonsum können insbesondere zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Demenzerkrankungen führen. Alkohol ist ein Nervengift. In übermäßigen Mengen konsumiert, erhöht er das Risiko für eine mittel- bis langfristige Demenzerkrankung um 20 Prozent. Einige renommierte Studien schätzen das Risiko sogar auf 39 Prozent. Zusätzlich steigt das Risiko für Bluthochdruck, Diabetes, Vorhofflimmern und Herzinsuffizienz. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert übermäßigen Konsum für Männer als 60 Gramm Reinalkohol pro Tag. Das entspricht etwa 1,5 Litern Bier oder einer Flasche Wein. Frauen sollten noch vorsichtiger sein: Der empfohlene Grenzwert liegt bei 40 Gramm und wird mit einem Liter Bier oder einer halben Flasche Wein erreicht. Früher glaubte man, dass regelmäßiger Alkoholkonsum in geringen Mengen – wie das berühmte abendliche Glas Rotwein – gesundheitsfördernd sei. Diese Annahme wird jedoch mittlerweile kontrovers diskutiert.
Risiko-Faktor 11 – Schädel-Hirn-Traumata
Schädel-Hirn-Verletzungen, insbesondere solche, die wiederholt auftreten, können das Demenzrisiko erhöhen. Sie können zu Schwellungen und Entzündungen im Gehirn führen, die kognitive Funktionen beeinträchtigen und das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer erhöhen. Schädel-Hirn-Traumata sind Verletzungen des Schädelknochens, die durch Hirnschwellungen und Blutungen zu einer Beeinträchtigung der Gehirnfunktion führen können. Stürze, Verkehrsunfälle und Sportverletzungen sind häufige Ursachen. Die Symptome variieren je nach Schwere des Traumas. In den letzten Jahren haben Forscher Schädel-Hirn-Traumata vermehrt als Risikofaktor für Demenzerkrankungen identifiziert. Die Autoren der Lancet-Studie schätzen, dass 3,4 Prozent aller Demenzfälle auf Schädel-Hirn-Traumata zurückzuführen sind. Wenn ein solches Trauma mit Bewusstlosigkeit einhergeht, kann sich das Risiko sogar vervierfachen.
Risiko-Faktor 12 – Luftverschmutzung
Feinstaub und andere Schadstoffe in der Luft können die Gehirnfunktion beeinträchtigen und zu Entzündungen führen, die mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden sind. Langfristige Exposition gegenüber schlechter Luftqualität kann zu Schäden an Gehirnzellen und beeinträchtigter kognitiver Funktion führen. Die Lancet-Studie identifiziert Umweltbelastung als weiteren Risikofaktor für Demenz. Früher glaubte man, dass die Blut-Hirn-Schranke das Gehirn vor schädlichen Angriffen von außen schützt. Allerdings können Feinstaubpartikel (winzige, mit Giftstoffen gefüllte Tröpfchen und Festkörperpartikel) beim Einatmen durch die Nase direkt über den Riechkolben ins Gehirn gelangen und so die Blut-Hirn-Schranke umgehen. Laut aktuellen Daten liegt die Risikoerhöhung für Demenzerkrankungen in belasteten Regionen wie Großstädten und Industriegebieten bei etwa zehn Prozent. Da jedoch rund 75 Prozent der Weltbevölkerung unter solchen Bedingungen leben, werden 2,3 Prozent aller Demenzerkrankungen auf Luftverschmutzung zurückgeführt. Dies unterstreicht die Bedeutung von Umweltschutz und sauberer Luft für die Gesundheit des Gehirns und die Prävention von Demenz.
Wie steht es mit Schwermetallbelastungen und daraus resultierenden Demenz-Erkrankungen?
Die Rolle von Schwermetallbelastungen und deren Einfluss auf das Demenzrisiko ist noch nicht vollständig geklärt und wurde in der Studie der 12 Risikofaktoren nicht berücksichtigt. Dennoch gibt es Hinweise auf die neurotoxische Wirkung von einigen Schwermetallen wie Aluminium, die zu Gedächtnisstörungen und Veränderungen in den Nervenzellen führen können. Die Diskussion über Aluminium und seine mögliche Rolle bei der Entstehung von Demenz dauert seit Jahrzehnten an und wird weiterhin untersucht. Aluminium hat zwar keine wesentliche Funktion im Gehirn, neigt jedoch dazu, sich dort anzusammeln und Entzündungsreaktionen auszulösen. Andere Metalle wie Eisen, Zink oder Kupfer sind für das Gehirn in bestimmten Mengen notwendig. Eine übermäßige Anhäufung dieser Metalle kann jedoch schädlich sein. Zum Beispiel kann ein Überschuss an Eisen oxidativen Stress verursachen, der zur Neurodegeneration führen kann. Weitere Forschung ist notwendig, um den Zusammenhang zwischen Schwermetallbelastungen und Demenzrisiko besser zu verstehen und um mögliche präventive Maßnahmen zu entwickeln.