Transkranielle Pulsstimulation (TPS): Laufende Studie aus dem Klinikum Wahrendorff
Europas größte psychiatrische Fachklinik präsentiert Zwischenergebnisse ihrer Studie zur TPS
Alzheimer-Demenz und Depressionen sind häufig miteinander verknüpfte Krankheitsbilder. Viele Patienten mit Alzheimer-Demenz (AD) leiden auch an Depressionen, was die Komplexität der Behandlung erhöht. Studien zeigen, dass bis zu 40 Prozent der Alzheimer-Patienten unter signifikanter Depression leiden1. Klinische Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Prävalenz von Major Depression bei AD-Patienten zwischen 20 Prozent und 25 Prozent liegt, während weitere depressive Syndrome zusätzliche 20 Prozent bis 30 Prozent betreffen können.
Diese hohe Rate an Komorbidität ist bedeutend, da Depressionen bei AD-Patienten nicht nur die Lebensqualität noch weiter beeinträchtigen, sondern auch mit einer erhöhten Belastung für die Angehörigen und Pflegepersonen, einem früheren Eintritt in Pflegeheime und einer höheren Sterblichkeitsrate verbunden sind2.
Klinikum Wahrendorff: Studie zur TPS zu kognitiven Fähigkeiten und depressiven Symptomen bei AD-Patienten
Das Klinikum Wahrendorff in Niedersachsen, Europas größte psychiatrische Fachklinik in privater Trägerschaft, verfügt als eine der wenigen Versorgungskliniken über eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung und führt hier ebenfalls eine mehrjährige Studie zur Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) im Hinblick auf AD und Depressionen3 durch. Unter der Leitung des ärztlichen Direktors und Chefarztes Prof. Marc Ziegenbein begann Wahrendorff bereits im Jahr 2021 mit der TPS zu arbeiten, um Chancen und Potentiale der Behandlungsmöglichkeiten mit den niedrigenergetischen Stoßwellen der TPS zu eruieren. Nach ersten positiven Ergebnissen, die zeigten, dass der Krankheitsverlauf der Alzheimer-Demenz bei den Patienten deutlich verlangsamt beziehungsweise aufgehalten werden konnte, wurde eine klinische Studie initiiert (siehe hierzu Interview mit Prof. Marc Ziegenbein: Prof. Marc Ziegenbein über die TPS ).
In der Studie, in die 62 Probanden eingeschlossen sind, wird die kognitive Fähigkeit der Patienten mittels des Montreal Cognitive Assessment (MoCA) erfasst, um die Veränderungen während der Therapie mit der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) zu beobachten. Darüber hinaus wird die Entwicklung möglicher depressiver Symptome durch die Geriatrische Depressionsskala (GDS) untersucht. Ein weiterer Schwerpunkt der Studie ist es, die Erfahrungen der Patienten mit der TPS-Therapie zu dokumentieren, insbesondere in Bezug auf ihr Wohlbefinden, ihre Lebensqualität und ihre Alltagsbewältigung.
Positive Auswirkungen der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) auf Alzheimer-Demenz und Depressionen
Zwischenergebnisse zur Studie präsentierten Prof. Ziegenbein und sein Team kürzlich auf dem 35th World Congress Collegium Internationale Neuro-Psychopharmacologicum (CINP) in Tokio mit einem Poster, das zu hohem Interesse der Kollegen aus Japan, Hongkong, Singapur und Korea an der TPS führte. Insbesondere die Eindringtiefe der Stoßwellen der TPS sowie das gezielte Erreichen der Stimulationsareale wurden von den Kollegen als bemerkenswertes Novum im Bereich der nicht-invasiven Hirnstimulation (NIBS) wahrgenommen.
Die Studien-Teilnehmer – 35 Frauen (56 Prozent) und 27 Männer (44 Prozent) im Alter von durchschnittlich 71 Jahren, diagnostiziert auf Basis von ICD-10 Klassifikationen – wurden in einem ambulanten Setting behandelt. Die Messungen wurden zu Beginn der Behandlung und dann alle drei Monate über einen bisherigen Zeitraum von 12 Monaten durchgeführt.
Erhalt der kognitiven Leistungsfähigkeit, Verringerung der depressiven Symptomlast
Die Ergebnisse der Studie zeigen minimale Veränderungen der kognitiven Leistungsfähigkeit über die drei Messzeitpunkte hinweg (t1: Basiswert, t2: nach 3 Monaten, t3: nach 6 Monaten). Ein wiederholtes Maß ANOVA zeigte keine signifikante Veränderung der MoCA-Werte, was auch in der Wahrendorff-Studie darauf hindeutet, dass die TPS zur Beibehaltung der kognitiven Leistungsfähigkeit beitragen kann. Im GDS zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen den Messzeitpunkten, was auf eine Verringerung der depressiven Symptomlast hindeutet.
Die signifikante Verbesserung der neuropsychologischen Testergebnisse und der depressiven Symptombelastung sind vielversprechend, resümieren Prof. Ziegenbein und Team. Allerdings sind weitere Studien notwendig, um die Wirksamkeit der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) weiterhin schlüssig zu belegen. Die Studie des Klinikums Wahrendorff wird fortgesetzt.
Das Poster zur Studie ist im Bereich „Transkranielle Pulsstimulation (TPS) – Studien, Poster und Literatur“ einzusehen:
Quellen:
1 https://link.springer.com/article/10.1007/s10072-022-06068-x
2 https://www.alz.org/help-support/caregiving/stages-behaviors/depression
3 https://www.wahrendorff.de/ueber-uns/forschung-und-entwicklung/tps-transkranielle-pulsstimulation