Klinische Forschung zur Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) an der Universität São Paulo

Erste von mehreren Studien zur TPS bei Alzheimer-Demenz aus Südamerika publiziert

Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) hat sich weltweit bereits in 42 Ländern als hoffnungsvolle Methode gegen Alzheimer-Demenz etabliert. Angesichts der global steigenden Erkrankungszahlen – eine Herausforderung, der sich auch Brasilien gegenübersieht –, widmet sich die Universität São Paulo am Institut für Rehabilitationsmedizin (IMREA) intensiv der Forschung an der TPS. Ihre jüngste Publikation, am 19. März 2024 in „Brainstimulation“ veröffentlicht, ist Vorläufer einer umfangreichen placebo-kontrollierten Studie zur TPS und markiert einen weiteren Schritt der klinischen Belegbarkeit zur Wirkung der Stoßwellen-Therapie TPS bei Alzheimer-Demenz.

Auswirkungen der TPS auf kognitive Funktionen und Verhaltenssymptome bei Alzheimer-Patienten

Ziel der ersten Studie unter Leitung von Dr. Gilson Tanaka Shinzato war die Untersuchung der Wirkung der TPS-Stoßwellen im Hinblick auf kognitive Funktionen und Verhaltenssymptome bei Alzheimer-Patienten mit leichter bis mittelschwerer Demenz.

In diese prospektiven, offenen Studie wurden zehn Patienten mit Alzheimer-Demenz im leichten bis mittelschweren Stadium aufgenommen. Die Bewertung erfolgte mittels der Alzheimer’s Disease Assessment Scale (ADAS-Cog), des Neuropsychiatric Inventory (NPI), des Pfeffer Functional Activities Questionnaire und des Zarit Caregiver Burden-Interviews, 30 und 90 Tage nach Abschluss der Behandlung. Im Rahmen des TPS-Protokolls erhielten die Teilnehmer über fünf Wochen hinweg 10 Sitzungen, während denen das TPS-Stoßwellen-Gerät NEUROLITH jeweils 6000 fokussierte Stoßwellenimpulse mit einer Energie von 0,25 mJ/mm2 und einer Frequenz von 4 Hz abgab.

TPS-Behandlung zeigt signifikant positive Effekte auf neuropsychiatrische Symptomatiken

Die Studienergebnisse verdeutlichen einen signifikanten positiven Effekt der TPS-Behandlung auf neuropsychiatrische Symptome bei Alzheimer-Patienten. Anhand der NPI-Scores, welche die Intensität von 12 neuropsychiatrischen Symptomen, einschließlich Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Agitation und Depressionen messen, wurde eine signifikante Verbesserung festgestellt. Eine durchschnittliche Senkung der NPI-Scores um 23,9 Punkte wurde 30 Tage nach der Behandlung registriert (95 %-Konfidenzintervall: −39,19 bis −8,61, p = 0,0042), während nach 90 Tagen eine Reduktion von 18,9 Punkten beobachtet wurde (95 %-Konfidenzintervall: −33,49 bis −2,91, p = 0,022). Diese Ergebnisse, mit Effektgrößen von Cohens dz = 1,43 nach 30 Tagen und dz = 0,94 nach 90 Tagen, belegen eine klinisch bedeutsame Reduzierung in Schwere und Häufigkeit der neuropsychiatrischen Symptome bei den untersuchten Alzheimer-Demenz-Patienten.

Erst-Studie folgt placebo-kontrollierte Studie mit höherer Probandenzahl

Trotz der Einschränkungen durch das offene Studiendesign und eine noch kleine Probandenzahl stellt die erste veröffentlichte Untersuchung der Universität São Paulo einen wichtigen Fortschritt in der Erforschung der TPS als Behandlungsansatz für die Alzheimer-Demenz (AD) dar, so die Autoren. Besonders bemerkenswert sind die beobachteten Verbesserungen bei neuropsychiatrischen Symptomen, die einen entscheidenden Bereich im Management der  Alzheimer-Krankheit betreffen. Die tendenzielle Verbesserung der kognitiven Funktionen unterstreicht das Potenzial der TPS als vielversprechende Behandlungsoption für Alzheimer-Demenz.

Auch die Brasilianer sehen in der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) einen bedeutenden Ansatz in der Therapie der Alzheimer-Krankheit, vor allem in Bezug auf die Minderung neuropsychiatrischer Beschwerden. Die kognitiven Verbesserungen, ersichtlich durch die positive Entwicklung der ADAS-Cog-Scores, eröffnen neue Perspektiven in der AD-Forschung und bringen Hoffnung für eine Krankheit, deren Behandlungsoptionen bisher begrenzt waren, schreiben die Autoren. Sie sprechen sich für die Notwendigkeit der Durchführung größerer, randomisierter kontrollierter Studien aus, um die vorläufigen Ergebnisse zu bestätigen und die Langzeitwirksamkeit sowie Sicherheit der TPS in der Alzheimer-Behandlung zu evaluieren.

An der Universität São Paulo ist man hierzu bereits in der Realisationsphase: Eine randomisierte, doppelblinde und placebo-kontrollierte mit dem Titel „Non-invasive Brain Stimulation by Transcranial Pulse Stimulation as a Coadjunctive Treatment in Alzheimer’s Disease“ (ClinicalTrials.gov ID: NCT05762926), ebenfalls finanziert durch das Allgemeine Krankenhaus der Universität São Paulo, wird wiederum von Dr. med. Gilson Tanaka Shinzato und Prof. Dr. Linamara Rizzo Battistella geleitet. Sie arbeiten dabei in Kooperation mit Prof. Orestes Forlenza, einem renommierten Alzheimer-Forscher des Instituts für Psychiatrie der Universität São Paulo, zusammen – siehe hierzu auch: https://alzheimer-science.com/news/interviews/aktuelle-studien-zur-tps-universitaet-sao-paulo )

„Wir geben der Transkraniellen Pulsstimulation einen sehr hohen Stellenwert in der Therapie und Rehabilitation, auch im Rahmen multimodaler Behandlungsmöglichkeiten. Die TPS sollte den Patienten bestmöglich zur Verfügung stehen, da sie auch tiefe Hirnareale präzise erreicht und nur wenige Behandlungen nötig sind, um den Zustand der Patienten deutlich zu verbessern,“ fasst Dr. Shinzato zusammen.

Link zur Studie:

https://www.brainstimjrnl.com/article/S1935-861X(24)00043-3/fulltext