Welche Ziele hat die Transkranielle Pulsstimulation?
Stoßwellen im Einsatz zur Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen
Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) ist ein physikalisch-technisches Therapieverfahren aus dem Bereich der Stoßwellen-Medizin, deren Funktionsmechanismen für die Anwendung in Neurologie und Psychiatrie seit mehr als 30 Jahren erforscht werden. Nach der erfolgreichen Etablierung der Stoßwellen in Orthopädie, Kardiologie, Dermatologie, Schmerztherapie und Traumatologie, befindet sich die Option Stoßwellen-Therapie in Form der Transkraniellen Pulsstimulation in Neurologie und Psychiatrie in einer vielversprechenden Evaluierungsphase.
Wirkmechanismen der Stoßwellen: Grundlagenforschung zeigt breites Anwendungsfeld
Stoßwellen sind Schallwellen bzw. mechanisch-akustische Druckimpulse, die das gesamte Spektrum vom nicht hörbaren Infraschall über den Hörschall bis hin zum nicht hörbaren Ultraschall umfassen. Um Stoßwellen für medizinische Anwendungen zu erzeugen, nutzt man neben elektrohydraulischen und piezoelektrischen Verfahren das physikalische Prinzip der elektromagnetischen Induktion. In einer Vielzahl von Studien konnte im Laufe der Jahrzehnte gezeigt werden, dass Stoßwellen-Applikationen in verschiedenen Bereichen der medizinischen Anwendung häufig zu einer verbesserten Durchblutung und einer Steigerung des Stoffwechsels führen, die zahlreiche körpereigene Regenerations- und Heilungsprozesse auslösen bzw. aktivieren können.
Potential von Stoßwellen bei neurophysiologischen Erkrankungen
Durch die stimulierende Wirkung von Stoßwellen auf Zellmembranen, die sowohl elektrisch als auch mechanisch angeregt werden können, können kurzfristige Membranveränderungen an den Hirnzellen herbeigeführt werden, die die Konzentration von Neurotransmittern und weiteren biochemischen Stoffen lokal verändern sollen. Insbesondere können Neuronen zur Aussendung von Aktionspotentialen durch kurze mechanische Pulse stimuliert werden. Dadurch können, so die wissenschaftliche Postulation, Ionenkanäle stimuliert und eine Vermehrung von Blutgefäßen (Neoangiogenese) gefördert werden, die zu einer besseren Versorgung des Hirngewebes führen können. Außerdem soll Stickoxid (NO) freigesetzt werden, was zu einer Erhöhung der Durchblutung führen kann. In den bisherigen Studien, Untersuchungen und Anwendungsbeobachtungen zur Transkraniellen Pulsstimulation hat sich gezeigt, dass die Intervention der TPS-Pulse in das Gehirn dazu führen kann, Neuronen zu aktivieren bzw. zu regenerieren. Darüber hinaus kann die Bildung neuer synaptischer Netzwerke unterstützt werden, die erkrankte Gehirnfunktionen kompensieren und es ermöglichen können, die Gehirnleistung deutlich zu verbessern. Auch Neuroplastizität und Neurogenese können so unterstützt werden. Schließlich konnten Studien bereits belegen, dass die Gehirnmorphologie verändert wird und dass die z. B. für Alzheimer-Demenz typische kortikale Atrophie (Gewebeschwund im Gehirn) durch TPS gebremst werden kann.
Erstes Ziel der Transkraniellen Pulsstimulation: Dank Neuromodulation zu verbesserter Lebensqualität
Erstes Ziel der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) in der Alzheimer-Demenz-Therapie ist es, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen, womöglich auch zu stoppen und eine Leistungsverbesserung des Gehirns zu erzeugen. Dass dies gelingen kann, zeigen die Ergebnisse bisheriger klinischer Untersuchungen sowie auch die hohe Anzahl ambulant behandelter Patient:innen im Zeitraum der vergangenen drei Jahre.
Zweites Ziel der TPS-Therapie ist die generelle Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen und somit auch ihrer Angehörigen und ihres sozialen Umfeldes. Klinische Untersuchungen und die bisherigen praktischen Erfahrungen zeigen: Viele Patient:innen können durch die TPS-Therapie wieder selbständiger und aktiver am Leben teilnehmen, sie sind körperlich und geistig fitter, etwaige Ängste und Depressionen werden signifikant gelindert, Desorientierung und Wortfindungsstörungen nehmen deutlich ab. In manchen Fällen war es bislang einigen Patient:innen sogar möglich, wieder in das Berufsleben einzutreten.
Drittes Ziel der Transkraniellen Pulsstimulation ist es, die medikamentöse Behandlung und andere begleitende Maßnahmen wie kognitives Training oder ergotherapeutische Therapien in ihrer Wirksamkeit zu unterstützen und deren Resultate durch so entstehende synergistische Effekte zu verbessern.
Viertes Ziel des Einsatzes der TPS-Therapie soll mittel- und langfristig sein, die Gesundheitssysteme zu entlasten. Durch ein Aufhalten des Fortschreitens neurodegenerativer Erkrankungen wie der Alzheimer-Demenz und eine Reduzierung der Symptome bzw. längerer Beibehaltung der kognitiven Fähigkeiten der Betroffenen, könnte die TPS im Rahmen von mehrsäuligen Therapiekonzepten die Notwendigkeit der Pflege im privaten Umfeld wie auch in der stationären Pflege reduzieren.
Ausblick
Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) bietet eine vielversprechende, nicht-invasive Möglichkeit zur Behandlung von Alzheimer-Demenz und kann in Zukunft voraussichtlich auch bei verschiedenen anderen neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen synergistisch eingesetzt werden. Die Technologie der TPS hat das Potenzial, in Zukunft eine wichtige Rolle in der Neuromodulation zu spielen, insbesondere da sie nahezu keine Risiken und nur marginal mögliche und kurzfristige Nebenwirkungen aufweist. In den kommenden Jahren wird es spannend sein, die Fortschritte im Bereich der Forschung und Wissenschaft zur Transkraniellen Pulsstimulation zu verfolgen und zu beobachten, wie die TPS sukzessive den Bereich der Möglichkeiten der Neuromodulation und der Behandlung von neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen verändert.