Transkranielle Pulsstimulation (TPS): Forschung zu Long-Covid und Alzheimer-Demenz in Spanien

Neue Studien in Spanien erweitern den wissenschaftlichen Kenntnisstand zur TPS

In Neurologie und Psychiatrie gewinnen nicht-invasive Hirnstimulationsverfahren wie die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) zunehmend an Bedeutung. Das Stoßwellen-Verfahren TPS hat sich besonders bei der Behandlung von Alzheimer-Demenz als effektiv und sicher erwiesen, zeigt vielversprechende Langzeitergebnisse und wird mittlerweile weltweit intensiv erforscht. Mit neuen placebo-kontrollierten Studien und Untersuchungen zu Long-Covid und Alzheimer-Demenz hat man auch in Spanien begonnen, das therapeutische Potential der TPS zu untersuchen und ihren Nutzen klinisch zu dokumentieren.

TPS bei Long-Covid: Mögliche additive Behandlungsoption bei neurologischen Symptomen

Viele Menschen weltweit leiden unter den Langzeitfolgen einer COVID-19-Infektion, bekannt als Long-Covid oder Post-Acute Sequelae of SARS-CoV-2 Infection (PASC). Besonders neurologische Symptome, oft als Neuro-Covid bezeichnet, sind weit verbreitet und können zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen. Zu den häufigsten und belastendsten Symptomen zählen Erschöpfung und „Gehirnnebel“, also kognitive Beeinträchtigungen, die auf eine Dysfunktion des Nervensystems zurückzuführen sind bzw. durch anhaltende Entzündungen nach einer SARS-CoV-2-Infektion das Gehirn beeinträchtigen können.

In Feldversuchen hat die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) bereits gezeigt, dass der Einfluss der Stoßwellen die Symtomatiken von Post-Covid beziehungsweise Neuro-Covid positiv beeinflussen kann. Neben anderen Institutionen, die zu Long-Covid und TPS forschen, führt die  Clínica DKF in Madrid gemeinsam mit der Autonomen Universität Madrid, Fachbereich für Biologische und Gesundheitspsychologie, aktuell eine doppelblinde, placebo-kontrollierte Studie mit der TPS durch.

Die Studie schließt 34 Probanden mit diagnostizierter Post-Covid-Erkrankung im Alter zwischen 18 und 75 Jahren ein. Neben MRTs kommen zur neuropsychologischen Bewertung Trail Making Test, Symbol-Digit Modalities Test (SDMT), PASAT, Stroop Test, Fatigue Severity Scale (FSS), Modified Fatigue Impact Scale (MFIS), Patient Health Questionnaire-9 (PHQ-9), EuroQoL-5D Health/Quality of Life Questionnaire sowie der Presence of fatigue sequelae: FSS scale zum Einsatz.

Die Forscher gehen aufgrund der bis dato erzielten Ergebnisse davon aus, dass Patienten mit neurologischen Post-Covid-Syndromen von der Stoßwellen-Therapie TPS deutlich profitieren können und sehen in ihr eine potenziell wirksame Methodik, um diese neuen Erkrankungen, für die es noch keine adäquaten Therapiemöglichkeiten gibt,  effektiv zu behandeln. Das Poster zur Studie wurde Anfang März 2024 auf der AD/PD Conference in Lissabon, Portugal, präsentiert.

Kontrollierte TPS-Anwendungsbeobachtung bei Alzheimer-Demenz: Spanier bestätigen Wirksamkeit

Auch bei Alzheimer-Demenz haben Clínica DKF und die Autonome Universität Madrid in klinischen Untersuchungen Ergebnisse erzielt, die bisherige Studien und Daten anderer Institutionen zum Nutzen der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS)  bestätigen. 38 an leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz erkrankte Probanden (61 bis 89 Jahre alt) wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, wobei 19 der Patienten tatsächlich mit der TPS behandelt wurden. Um die Wirkung der Behandlung mit dem natürlichen Krankheitsverlauf zu vergleichen, wurden die Daten von 19 Kontrollpatienten, die keine TPS-Behandlung erhalten hatten, retrospektiv einbezogen. Die Sicherheit, Verträglichkeit sowie die kognitiven und klinischen Auswirkungen der TPS-Therapie im Vergleich zu den Kontrollteilnehmern wurden mit verschiedenen Methoden wie MMSE, CERAD, MoCA etc.  drei Monate später ausgewertet.

Ergebnisse: Bei 74 Prozent der Patienten verbesserte sich der Zustand  und/oder blieb stabil

Drei Monate nach der TPS-Behandlung wiesen 42 Prozent der Probanden bessere Werte in der Nachuntersuchung auf, bei 32 Prozent blieb der der Krankheitszustand stabil und bei 26 Prozent zeigte sich im MoCA-Test eine leichte Verschlechterung. Im Bereich des episodischen Gedächtnisses zeigten 38 Prozent eine Verbesserung der Leistung, bei weiteren 38 Prozent blieb die Leistung unverändert und bei den verbleibenden 25 Prozent der Patienten verschlechterte sich der Zustand weiter.

Besonders hervorzuheben ist dabei, so die Forscher, dass im Bereich der depressiven Symptomatik drei der mit der TPS behandelten Patienten einen relevanten Rückgang der Depressionslast erreichten und weitere 6,7 Prozent eine Verbesserung erlebten. Während bei nur 11 Prozent der TPS-Patienten eine Verschlechterung der depressiven Situation aufwiesen, gab es bei allen Kontroll-Patienten ohne TPS Verschlechterungen in allen bewerteten Bereichen.

Die Poster zu den beiden Arbeiten aus Spanien sind hier hinterlegt:

https://alzheimer-science.com/transkranielle-pulsstimulation-tps/transkranielle-pulsstimulation-tps-studien