Studie zur TPS: Spanische Forschende bestätigen Wirksamkeit bei Alzheimer
„Großartige Ergebnisse bei der gesamten kognitiven Leistungsfähigkeit.“
Eine weitere kontrollierte Studie zur Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) bei Alzheimer-Demenz ist abgeschlossen und wird im Juli 2023 auf einem Fachkongress in Südkorea erstmals öffentlich präsentiert. Die neue Studie stammt aus Spanien und belegt einmal mehr die Signifikanz der TPS.
Mehrere große spanische Zeitungen haben im Zuge dessen bereits ausführlich über „das bahnbrechende Verfahren TPS“ und Studienleiterin Dr. Karin Freitag von der madrillenischen Clínica DKF berichtet.
Alzheimer und Demenz auf der iberischen Halbinsel: Spanien auf Platz 4 der europäischen Länder
Auch Spanien ist von steigenden Demenz-Zahlen betroffen. In dem Land, das bzgl. der Lebenserwartung der Frauen bei einem Alter von durchschnittlich 83,9 Jahren liegt und mit dem statistischen Faktor 20,8 der an Demenz erkrankten Bevölkerung (je tausend Einwohnern) europaweit auf Platz 4 steht, sucht man intensiv nach Lösungen zu Prävention und Therapie. Mit 42.339 Verstorbenen im Jahr 2020, das sind 12,81 Prozent der Todesfälle, ist Eile geboten: „Wir müssen uns bewusst sein, dass diese Zunahme der Lebensjahre zwar ihre guten Seiten hat, aber auch zu einer Degeneration und Gehirnalterung bei den Menschen führt, der wir uns medizinisch stellen und auf die wir uns einstellen müssen“, kommentierte Dr. Freitag die aktuelle Situation bereits Anfang des Jahres in einem Interview mit der spanischen Zeitschrift „Crónica Libre“.
Spanische Studie: Auch Kurzzeitgedächtnis profitiert von der Transkraniellen Pulsstimulation
Die spanischen Forschenden um Dr. Karin Freitag, Leiterin der Clínica DKF, wählten für ihre Studie insgesamt 41 Proband:innen mit leichter bis mittelgradiger Alzheimer-Demenz im Alter zwischen 66 und 91 Jahren aus. Die Teilnehmenden waren je zur Hälfte männlich und weiblich.
Das Behandlungsprotokoll umfasste Erstuntersuchungen durch Neurolog:innen und Neuropsycholog:innen. Wurde eine leichte bis mittelschwere Alzheimer-Krankheit diagnostiziert, wurde eine MRT-Untersuchung durchgeführt, um andere Pathologien auszuschließen. Zu den durchgeführten Tests gehörten: Mini Mental Test Evaluation (MMSE), Montreal Cognitive Assessment (MoCA), Consortium to Establish a Registry for Alzheimer’s Disease (CERAD), Clinical Dementia Rating (CDR), Geriatric Depression Scale (GDS), Apathy Motivation Index Questionnaire und andere bereichsspezifische kognitive Tests.
Schließlich wurden 16 Patient:innen mit TPS behandelt, 25 Proband:innen kamen in eine Kontrollgruppe ohne TPS-Behandlung. Die Behandlung bestand aus 6000 Impulsen/Sitzung: 800 Impulse in beiden frontalen Bereichen, 400 Impulse in jedem parietalen Bereich und 600 Impulse im präkuneanischen Bereich, bevor die gleiche Sequenz einmal wiederholt wurde. Es wurden kurze Pulse von 3 Mikrosekunden, 5 Hz und 0,2-0,3 mJ/mm2 verwendet. Die Dauer jeder einzelnen TPS-Sitzung betrug je 25 Minuten.
Die Proband:innen erhielten je sechs Sitzungen, die über zwei Wochen durchgeführt wurden. Eine Auffrischungsbehandlung wurde 10 Wochen nach Beginn der Therapie verabreicht. Das Studien-Protokoll umfasst die Auswertung mit einer kognitiven Bewertung der Patient:innen nach drei, sechs und zwölf Monaten nach der Behandlung.
Verbesserungen mit TPS, Verschlechterungen in der Kontrollgruppe
Bei allen mit der TPS behandelten Patient:innen kam es zu einer nachhaltigen Verbesserung der MMSE-, MoCA-, CDR- und CERAD-Werte, während in der Kontrollgruppe eine Verschlechterung beobachtet wurde.
Dabei konnten Dr. Karin Freitag und ihr Team in der Nachbeobachtung feststellen, dass die TPS nicht nur zu einer Stabilisierung des klinischen Profils ihrer Patient:innen führte, sondern dass auch generell eine stabile kognitive Verbesserung drei Monate nach der Behandlung mit TPS (p<0,05) belegt werden konnte. Darüber hinaus verbesserte sich auch die zeitliche Orientierung (p<0,05) signifikant. Besonders hervorzuheben ist, dass die Teilnehmer:innen auch eine Verbesserung des Kurzzeitgedächtnisses (p<0,05) erzielten: Ihnen wurden kleine Geschichten erzählt, an die sich die mit der TPS behandelten Patient:innen unmittelbar erinnern konnten.
Tageszeitung „La Razón“ interviewte Forschende zu TPS und ihren Studien-Ergebnissen
Im Interview mit einer der größten spanischen Tageszeitungen sprachen Studienleiterin Dr. Karin Freitag sowie Neuropsychologe und Mitautor Dr. Miguel Ángel Fernández über ihre Ergebnisse.
Die wichtigsten Verbesserungen waren insbesondere bei Apathie, Initiative und Stimmung zu verzeichnen: „Wir sahen auch großartige Ergebnisse bei der gesamten kognitiven Leistungsfähigkeit der Betroffenen und insbesondere bei kognitiven Funktionen wie Aufmerksamkeit, Orientierung und unmittelbarem Gedächtnis“, so Miguel Ángel Fernández im Fazit zur Studie.
„Die Transkranielle Pulsstimulation arbeitet mit mechanoakustischen Stoßwellen und verbessert die Kommunikation zwischen Neuronen und den Durchgang von Molekülen. Darüber hinaus bewirkt sie eine Öffnung der Blut-Hirn-Schranke und optimiert so den Stoffaustausch zwischen Gehirn und dem Rest des Körpers. Dadurch erhöht sich der Spiegel der Hirnwachstumsfaktoren und des endothelialen Wachstumsfaktors, was zu einer Steigerung der Vaskularisierung und Zellproliferation führt. Die Therapie wirkt auch auf Neurotransmitter und erhöht den Serotonin- und Dopaminspiegel“, erklärte Dr. Karin Freitag, Direktorin der Clínica DKF in Madrid, im Interview.
Auf dem „Kongress der International Shock Wave Society“ (ISMST) , der im Juli 2023 in Südkorea stattfinden wird, werden Dr. Freitag und Team ihre Studienergebnisse vorstellen. Die renommierte Medizinerin hofft, dass ihre Daten dazu beitragen, die wissenschaftliche Anerkennung dieses innovativen Neurostimulationsverfahrens voranzutreiben.
Das Poster zur Studie ist hier zu sehen:
https://alzheimer-science.com/transkranielle-pulsstimulation-tps-studien
Das Interview mit „La Razón“ ist nachzulesen unter:
Weitere klinische Studien zur Stoßwellen-Therapie Transkranielle Pulsstimulation (TPS) zu verschiedenen Indikationen aus Neurologie und Psychiatrie sind hier zu finden: