TPS: Hohe Signifikanz bei Depressionen

Wirkung der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) bei Erwachsenen mit depressiven Symptomen

Die Anzahl der Depressionserkrankungen ist in den letzten Jahren weltweit stark angestiegen, ähnlich wie bei Demenzerkrankungen. Die COVID-19-Pandemie ist ein zusätzlicher Faktor, der die Entstehung neurophysiologischer Krankheiten begünstigt, wie bereits in zahlreichen Studien gezeigt wurde. Angesichts dieser Herausforderungen sind Forschung und Wissenschaft gefragter denn je, um Lösungen und Therapiemöglichkeiten zu finden und zu prüfen.

Kürzlich veröffentlichte Prof. Ulrich Sprick von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf zusammen mit seinem Team eine Anwendungsbeobachtung zur Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) und ihrer positiven Wirkung auf kognitive Defizite, depressive Symptome sowie bei therapieresistenten Depressionen. Nun wurde eine weitere randomisierte, kontrollierte Studie von der Universität Hongkong  zur Wirkung der Transkraniellen Pulsstimulation bei Erwachsenen mit Depressionen veröffentlicht.

Wirksamkeit der Transkraniellen Pulsstimulation bei Erwachsenen mit Depressionen in kontrollierter, randomisierter Studie untersucht.

Das Forscherteam unter der Leitung von Teris Cheng von der Polytechnischen Universität Hongkong und in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Psychiatrie und Rehabilitationswissenschaften der Chinese University of Hongkong untersuchte die Wirksamkeit der Transkraniellen Pulsstimulation bei erwachsenen Personen mit schweren depressiven Störungen. Das Ziel der Studie war es, eine evidenzbasierte Behandlungsmöglichkeit für Menschen mit schwerer Depression (Major Depressive Disorder – MDD) zu schaffen.

Die Grundlagenarbeit, die als Pilotstudie gekennzeichnet ist, war eine randomisierte, kontrollierte, einfach verblindete Studie, deren Studiendesign den „Consolidated Standards of Reporting Trials (CONSORT)“-Statement und den Richtlinien für „best practice“ entspricht.

Randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) sind bereits der Goldstandard, um medizinische Therapien zu bewerten und einzuschätzen. Um jedoch Fehlinterpretationen zu vermeiden und den Leser*innen einen vollständigen, objektiven und transparenten Eindruck der Studie zu vermitteln, halten sich die Autoren beim CONSORT-Statement daran, ihre Arbeit nicht nur standardisiert darzustellen, sondern explizit alle inhaltlichen Aspekte und Hintergründe zu beschreiben.

Studien-Design, Materialien und Methoden der neuen Hongkong-Studie zur TPS

Die Studie wurde als randomisierte, kontrollierte Einzelblindstudie mit zweiseitiger Messwiederholung in der Interactive Health Clinic der Polytechnischen Universität Hongkong durchgeführt. Bei einer randomisierten kontrollierten Studie handelt es sich um einen speziellen Typ einer experimentellen Studie, der es ermöglicht, den Nutzen oder Schaden einer Behandlung zu untersuchen. Die Studienteilnehmer werden per Zufall unterschiedlichen Gruppen zugeordnet, sodass nicht vorhersehbar ist, wer in welche Gruppe kommt.

In der TPS-Studie wurde ein zweiarmiges Design verwendet, bei dem eine Probanden-Interventionsgruppe mit TPS behandelt wurde und deren Wirkung mit einer Wartelisten-Kontrollgruppe verglichen wurde, die keine TPS-Therapie erhielt. Die Studie umfasste insgesamt 30 erkrankte Probanden (im Alter zwischen 18 und 54 Jahren, 73% weiblich), die zuvor nach strengen und anspruchsvollen Kriterien ausgewählt wurden. Die Teilnehmer beider Gruppen wurden hinsichtlich ihrer Gruppenzugehörigkeit verblindet, d.h. sie wussten nicht, ob sie tatsächlich behandelt wurden oder nur scheinbar.

Beide Gruppen wurden zu Beginn der Studie unmittelbar vor der ersten Behandlungseinheit untersucht, woraufhin fünf weitere Behandlungen innerhalb von zwei Wochen folgten. Drei Monate nach der letzten Behandlungseinheit wurden beide Gruppen erneut untersucht. Zur Messung der depressiven Symptome und Stimmungslagen wurde neben weiteren Untersuchungs- und Testinstrumenten der 17-teilige Hamilton Rating Scale for Depression (HDRS-17) verwendet, eine weltweit anerkannte und zuverlässige Methode zur Messung von depressiven Symptomen und Stimmungslagen.

Studienergebnis: TPS reduziert Depressionen bei Erwachsenen wirksam und nachhaltig

Die Forscher stellten im Vergleich zur Wartelisten-Kontrollgruppe eine signifikante Verringerung des Schweregrades der depressiven Symptome fest (mittlere Differenz = -6,60, p = 0,02 und Cohen’s d = -0,93), was auf einen signifikanten Interventionseffekt durch TPS hinweist. Diese sehr guten Ergebnisse hielten auch bei der Nachbeobachtung nach drei Monaten konstant an, was zeigt, dass TPS Depressionen nicht nur akut, sondern auch langfristig wirksam reduziert.

Wie in allen anderen bisherigen Studien zur Transkraniellen Pulsstimulation zeigten sich auch in dieser Studie nur marginale und kurzfristige Nebenwirkungen. Lediglich 4% der Teilnehmer spürten leichte, kurz anhaltende Kopfschmerzen, die jedoch keine Einnahme eines Schmerzmittels erforderten. Eine Person klagte nach der ersten TPS-Behandlung über Übelkeit und Erbrechen, die jedoch nach zwei Stunden abklangen. Danach gab es keinerlei Beschwerden mehr.

Die Forschenden aus Hongkong bewerten die Transkranielle Pulsstimulation ebenfalls als wirksame, sichere und nachhaltige Behandlungsoption, insbesondere auch bei therapieresistenten Depressionen. Ihrer Meinung nach kann und soll die TPS in Zukunft zu einer der führenden Therapiemethoden in der klinischen Psychiatrie zur Behandlung von Depressionen werden. Weitere doppelblinde, scheinkontrollierte und randomisierte Studien sollten durchgeführt werden, um die Placeboeffekte in größeren Stichproben herauszufiltern.

Die vollständige Studienpublikation ist einsehbar unter:

https://www.mdpi.com/1660-4601/20/3/2333

sowie unter:

https://www.researchgate.net/publication/367533995_Effects_of_Transcranial_Pulse_Stimulation_TPS_on_Adults_with_Symptoms_of_Depression-A_Pilot_Randomized_Controlled_Trial